ANGST, Panik, Phobie & Co

Angst ist im Grunde eine sehr natürliche, nützliche Überlebensreaktion. Heute ein wenig überholt, da unsere natürlichen Feinde wie Säbelzahntiger & Co längst ausgestorben sind. Wir Menschen aber haben uns durchgesetzt. Und wir haben diesen alten Alarmmechanismus noch immer; teils völlig übertrieben werden wir da fluchtbereit puterrot bis schweißnass bei vergleichsweise Kleinigkeiten wie Spinnen und Schlangen deren tödliche Ausgaben unseren Breitengraden es auch nicht mehr gibt. Unser vegetatives Nervensystem fährt dann - wenn wir zu wenig RESILIENT sind, unser psychischen Abwehrsystem geschwächt ist, viel zu weit hoch und verhaftet dann dort gerne, völlig unproportional zum eigentlichen Geschehnis, im Hier und Jetzt und macht das kleine Problem groß und größer und immer nerviger (Energie folgt der Aufmerksamkeit, es stimmt). Vermutlich aber sehr proportional zudem, was uns diese Angst dann tatsächlich zeigen will: "Es gibt da etwas, was mich total verletzt hat", sagt da unsere Psyche, "und das ist noch gar nicht verheilt! Schau da mal hin und am besten, nimm Dir Hilfe!"

Dabei hat oft die Ur-Verletzung, die meist sehr lange zurück liegt und dem Betroffenen nicht mal bewusst sein muss, überhaupt gar nichts kausal/ursächlich mit der Angst-auslösenden Situation zu tun.

 

Unvergessen bleibt für mich da das Patientengespräch, in dem ich - um dieses "non - kausale- Angst-Phänomen" zu erklären- das folgende fiktive, frei erfundene Beispiel genutzt hatte:

 

Es ging um eine Klientin mit einem Kindheitstrauma (sie musste mit ansehen, wie ihr Vater in der Küche ihre Mutter schlug und beschimpfte), bei der in meiner ausgedachten Erzählung ein platt getretener Marienkäfer scheinbar urplötzlich Angst, Panik und schließlich eine Phobie mit Zwangshandlungen bei dieser ausgedachten Klientin ausgelöst hat. Und es gab keinerlei Bezug zwischen dem Marienkäfer im Freien und der Küchen-Streit-Szene!!! "So ist das häufig", schloss ich die Geschichte - worauf meine reale Klientin in meiner Praxis rief:

"GENAU SO WAR DAS BEI MIR!" .

 

Unserer Seele ist es völlig egal, ob wir das verstehen oder nicht, auch wie wir die einzelne Störung betiteln. Sie ruft "HILFE" und es gilt, die Seelenverletzung zu heilen, dann schwindet auch die Angststörung. Das ist Arbeit und Training, aber machbar und dann sogar auch Spaß machen. Ganz im Gegenteil zur sehr beschränkten VT mit ihrer Konfrontation / Exposition, wobei es einzig ums Aushalten und Ertragen geht. Als Intelligente Wesen haben wir mehr Fürsorge und Angemessenheit in der Therapie verdient wie ich finde. Finden Sie nicht auch ? Am Ende ist dann bei der reinen Verhaltenstherapie (VT) einzig die Erfahrung - "es beruhigt sich alles wieder", nachdem der Klient durch die Hölle gegangen ist. Das muss nicht sein; aber in kleinen Dosen ist auf rein kognitiver Ebene eine etwas konfrontative gestaffelte Therapie nützlich; allerdings nie SOLO. Wir können weit mehr und haben weit mehr Einfühlsamkeit verdient, oder?

 

Übrigens: Ängste, Zwänge, Neurosen allgemein sind soziale Phänomene und MULTI in Herkunft/Ursächlichkeit, Erscheinungsform und Therapie. Deshalb arbeite ich auch meist gerne zusätzlich im Sinne des Klienten mit auserlesenen Personen aus seinem Umfeld, seinen Eltern, Partner...

 

Angst ist vielseitig und schier unbegrenzt - so wie die Zwänge; diese beiden sind sowieso wie Pat & Patachon, Dick & Doof oder Tom & Jerry; sie kommen eigentlich immer zusammen vor ;-) auch wenn man den einen manchmal nicht sieht, die beiden sind "Partners in Crime". Und wir werden sie zusammen verhaften und abführen. Einverstanden ?